Dienstag, 6. Januar 2015

Angeln für Pfennigfuchser

Angeln für Pfennigfuchser
Friedfischexperte Oliver Weber verrät seine besten Angeltipps!
Friedfischexperte Oliver Weber beim Stippangeln

Jeder Angler stellt sich vermutlich die Frage, welche Ausrüstung er braucht, um seinen favorisierten Zielfisch zu fangen. Ich persönlich sage immer:

„So teuer wie nötig, so qualitativ wie möglich!“

Gerade unsere Friedfischangler sollten meine nachfolgenden Tipps beherzigen, wenn sie langfristig ihren Geldbeutel schonen möchten. In meiner brandenburgischen Heimat gibt es viele kleine Seen, die einen guten Bestand an Karauschen und Schleien aufweisen. Aus diesem Grund habe ich mich auf diese zwei Fischarten spezialisiert. Für das einfache Angeln auf Schleien und Karauschen wird kein teures Gerät benötigt. Ganz im Gegenteil. Mit einer einfachen und günstigen Ausrüstung ist man bestens für unsere anvisierten Fischarten gerüstet. Eine gute Angelausrüstung für Schleien sollte im Idealfall nicht mehr als vierzig Euro kosten. Ich persönlich behaupte sogar, dass sich dieser Preis noch weiter unterbieten lässt. Dennoch achte ich auf eine saubere Verarbeitung, denn Qualität hat nicht immer etwas mit dem Preis zu tun, liebe Sportsfreunde!


Das Gerät
Für mich persönlich ist das Angeln mit der Stipprute auf Schleien und Karauschen eine extrem spannende Methode. Wenn urplötzlich die Pose abzieht und man nach erfolgtem Anhieb den Kontakt zum Fisch spürt, beginnt das Herz wie im Adrenalinrausch zu rasen. Für meine Technik verwende ich eine sechs Meter lange Tele-Stipprute. Wichtig hierbei ist, sich vor dem Kauf den Spitzenring ganz genau anzuschauen. Da ich allerdings keinen Gummizug verwende, muss ich umso vorsichtiger beim Drill sein. Meine Stipprute hat unfassbare acht Euro gekostet und ist für Schleien, Karauschen, Rotaugen und Rotfedern bestens geeignet. „Giebel“ oder sogenannte „Moderkarpfen“ stellen für meine Rute ebenfalls kein Problem dar. An der Stippe sorgen diese Fischarten sogar für einen sehr guten Drill. Als Hauptschnur verwende ich eine 0,22mm Monofile, die nicht unbedingt eine Markenschnur sein muss. Allerdings sollte man beim Kauf auf eine gute Dehnung achten. Ich verwende eine monofile Schnur, die trotz geringer Kosten sehr zuverlässig ist. Mit etwas Fingerspitzengefühl im Drill dürfte die Schnur in Kombination mit einer Stipprute auch bei Schleien von fünf bis sechs Pfund nicht reißen. Als Pose verwende ich eine herkömmliche Stachelschweinpose, die für schlappe zwei Euro in jedem gut sortierten Angelladen erhältlich ist. Alternativ könnte man auch auf Federkiele von Gänsen oder auch Schwänen zurückgreifen. Allerdings sollte die Pose ungefähr fünfzehn Zentimeter lang sein, damit sich daraus eine zuverlässige Montage binden lässt. In der Regel bringe ich immer etwas mehr Blei als nötig an das Vorfach an, um stets in grundnähe angeln zu können. Schrotblei eignet sich aufgrund der hohen Genauigkeit beim Austarieren besonders gut für diesen Zweck. Dadurch erspart man sich auch das Ausloten mit einem herkömmlichen Lot-Blei oder mit einer Lot-Angel. Ragt die Spitze der Pose in etwa einen Zentimeter aus dem Wasser, steht sie perfekt. Auch vorsichtige Bisse werden dadurch gut erkennbar. Im Normalfall verwende ich kleine Maishaken der Größe 13 bis 14. Die Vorfachstärke sollte 0,14 bis 0,16mm nicht überschreiten. Für meine Montage wird zehn Zentimeter hinter dem Haken zusätzlich ein kleines Bleischrot angebracht, das Hebebisse besser sichtbar macht. Etwas Bleischrot, zwei Packungen Haken und kleine Einhänger sollten zusammen nicht mehr als sieben Euro kosten. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass der Haken inklusive Hauptschnur nach dem Montieren am Ende der Stippe abschließt und insgesamt der Rutenlänge entspricht. Dadurch wird das Auswerfen enorm erleichtert. Auch bei der Landung der Fische ergeben sich viele Vorteile. Für meine Stippausrüstung habe ich insgesamt nicht mehr als zwanzig Euro ausgegeben und bin trotzdem sehr gut für Schleien, Karauschen und Weißfisch gerüstet.

Kleiner Expertentipp: Schauen Sie doch mal in Ihrem nächstgelegenen Discountern nach! Posen, Haken und weitere Kleinutensilien zum Angeln können dort sehr günstig erworben werden. Dennoch reichen diese Kleinteile für unsere heimischen Friedfischarten vollkommen aus. Oft lassen sich tolle Schnäppchen im Discounter schlagen. Mit geschultem Auge findet man sogar Angeltaschen, Kescher oder ganze Stippruten im Supermarkt. Und das praktische daran ist: Viele Köder wie Mais und Weißbrot bekommt man gleich noch oben drauf, ohne extra in den Angelladen fahren zu müssen.


Futter und Köder
Oliver Weber beim Stippangeln auf große Winterplötzen
Beim Futter gehe ich ganz einfach vor und verzichte vollständig auf teure Futtermarken mit chemischen Inhaltsstoffen. Dazu kaufe ich einfach eine Tüte Haferflocken, ein paar Kartoffeln und etwas Dosenmais. Anschließend gebe ich diese ausschließlich natürlichen Zutaten in einen Eimer, verrühre sie und fertig ist meine Futtermischung. Achten Sie bitte auch darauf, dass Ihr Futter nicht zu matschig wird! Geben Sie stattdessen nur schrittweise etwas Wasser hinzu. Durch die gekochten Kartoffeln bekommt das ganze ohnehin schon eine gewisse Eigenfeuchtigkeit, wodurch wiederum weniger Wasser benötigt wird. Noch besser ist das Maiswasser aus der Dose. Dadurch erhält die Mischung noch mehr natürliches Aroma. Wichtig hierbei ist, dass die Kartoffeln gut zerdrückt werden. Sind die Stücken zu groß, werden die Fische zu schnell satt. Aus diesem Grund zerquetsche ich die Kartoffeln schon vorher zu einem feinen Brei. 

Ein weiterer Tipp: Formen Sie Handballen große Kugeln und füttern Sie nach Möglichkeit ca. 3-4 Stück auf einmal an. Sollten die Schleien anschließend am Futterplatz sein und beißen, sollte erst nachgefüttert werden, wenn die Beißphase schleichend wieder nachlässt. Tagelanges Vorfüttern brauchen wir hierbei nicht, denn die Fische kommen schnell an den Platz und bleiben dort auch für eine Weile. Meine Kosten für die Futtermischung belaufen sich auf drei Euro und das tolle daran ist, dass wir übrig gebliebenes Futter einfach einfrieren können, um es noch einmal verwenden zu können. Ein Kilogramm Futter reicht locker für einen Angeltag an einem kleinen See von 5 bis 6 Hektar.

Kommen wir nun zu den Ködern. Mein Lieblingsköder ist definitiv Teig. Für meinen Teig weiche ich einfach ein paar Weißbrotscheiben ein und wringe sie anschließend aus. Hinzu kommt etwas Mehl, ein Schuss Öl für die Geschmeidigkeit, etwas Puddingpulver oder Vanillezucker für den Geschmack und letztendlich 2 bis 3 Teelöffel Salz. Anschließend wird alles zu einem geschmeidigen Teig geknetet und fertig ist mein Spezialrezept. Zudem verwende ich auch noch Kartoffeln, Mais oder Nudeln. Insbesondere, wenn ich auf große Karpfen oder Schleien angeln möchte. Würmer und Maden funktionieren zwar auch, aber nach dem Anködern muss auch oft mit Barschen gerechnet werden. Mit Teig liegt man dagegen selten falsch und Mais rettet oft so manch tristen Angeltag. An warmen und sonnigen Tagen fangen mitunter auch Kartoffeln sehr gut oder kleine Nudelstückchen, die man bei Bedarf auch in Zuckerwasser kochen kann. Die Kosten für meine Köder belaufen sich somit auf schlappe drei Euro, denn wir benutzen unsere Kartoffeln und den Mais ja schon für unser Futter. Dadurch sind sie im Verbrauch mit einkalkuliert. Den Teig, die Nudeln und den Mais kann man nach einem Angeltag auch gerne wieder einfrieren. Meist kommt man sogar zwei Ansitze damit aus. Die Kartoffeln saugen sich allerdings im Tiefkühler mit Wasser voll und können allerhöchstens für die nächste Futtermischung benutzt werden.

Ein weiterer sehr beliebter Angeltipp: Gehen sie doch mal selber hinaus vor die Tür und sammeln sich Würmer! Nach einen verregnetem Tag kommen die kleinen Erdbewohner oft nach oben. Wenn man als Gartenbesitzer über einen frisch geschnittenen Rasen verfügt, kann man die Regenwürmer gut von der Oberfläche absammeln. Aber Vorsicht! Die Würmer bemerken Schwingungen frühzeitig durch unser Auftreten und sind schneller weg, als uns lieb ist. Darum sollten wir uns möglichst vorsichtig beim Einsammeln der Würmer verhalten. Ein gut angelegter Misthaufen ist ebenfalls eine super Wurmquelle. Gerade Gelbschwänze sind gute Schleienköder, weil sie einen besonderen Duft ausströmen. Man kann sogar selbst Maden züchten. Allerdings steigt einem diese Angelegenheit auch mal schnell in die eigene Nase und aus Hygienegründen sollten Sie nach Möglichkeit darauf verzichten. Dennoch lassen sich Maden natürlich auch selbst züchten, indem toter Fisch ausgebracht wird. An warmen Tagen dauert es meist nicht lange und Sie können die ersten Maden vom toten Fisch durch ein Sieb abtrennen. Somit erhalten Sie den ganzen Sommer hindurch kostenlos frische Maden. Und wenn Sie zudem über ein Stück Garten verfügen, können Sie sogar Ihre eigenen Kartoffeln oder Ihren eigenen Mais anbauen. Die Vorteile liegen dabei klar auf der Hand: Sie sparen nicht nur bares Geld, sondern gleichzeitig wird auch noch die Klimabilanz verbessert. Durch den eingeschränkten Einkauf industrieller Güter fallen Lieferwege und Herstellungskosten weg. Damit leisten Sie einen aktiven Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Kombiniert mit Ihrem selbstgefangenen Fisch, mutieren Sie schnell zum Selbstversorger, der ein Stück seiner Abhängigkeit vom Supermarkt einbüßt, um sich wieder ganz auf seine eigenen Urinstinkte zu verlassen.

Fast 15 Kilogramm Winterplötzen in nur wenigen Stunden - Friedfischexperte Oliver Weber erklärt euch, wie es geht! 
Ihr seht liebe Angelfreunde, dass einfaches und effektives Angeln nicht unbedingt teuer sein muss. Mit diesen einfachen Mitteln fische ich schon seit meinem fünften Lebensjahr auf Friedfisch. Auch mein Vater, der mich damals mit dem Angelvirus infizierte, wurde in den letzten dreißig Jahren mit sehr vielen Fischen belohnt. Ich habe in diesem Artikel zeigen können, dass Ihr mit 25 bis 30 Euro bestens für euren ersten Friedfisch-Ansitz gerüstet seid. Und wer einmal eine grünlich schimmernde Schleie mit dieser einfachen Methode überlisten konnte, wird eine solche Schönheit auch nie wieder auf anderem Wege fangen wollen.

Ein Bericht vom Profiangler Oliver Weber - Besuchen Sie auch seinen YouTube Kanal!

Du hast keine Ahnung vom Angeln oder kennst jemanden, der dringend Nachhilfe bräuchte?

Angeln für Ahnungslose: Einstieg ins Hobby

> Technik, Taktik, tolle Fänge – endlich Ahnung vom Angeln!
> Das kompakte moderne Praxisbuch für Einsteiger.
In diesem Buch erfahren moderne Angler alles, was sie für ihren perfekten Einstieg wissen müssen: Welche Ausrüstung brauche ich? Welche Angeltechniken gibt es und welche ist für mich die richtige? Wo auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken kann ich mich mit Gleichgesinnten austauschen? Welche Apps eignen sich für mich? Alle Themen werden leicht verständlich mit anschaulichen Fotos erläutert.



Du hast bereits Ahnung vom Angeln und möchtest dich methodisch weiterentwickeln?

Angeln für Aufsteiger: Geheimtipps der Profis

> Gezielt vernetzen: die besten Apps, Blogs und YouTube-Kanäle für Angler.
> Das moderne Praxisbuch für Fortgeschrittene.
Tobias Hoffmann bringt die Angler der Generation Facebook nun auf die Profispur – modern, aktuell und verlässlich: Mit welchen Methoden und Ködern fängt man Zielfische wie Karpfen, Schleien und Hechte? Was sind die Tricks der Experten für die besten Erfolge? Auf welchen Social-Media-Kanälen kann man sich mit Gleichgesinnten austauschen? Alle Themen werden leicht verständlich mit anschaulichen Fotos erläutert.